Gabi «Balboa» Timar ist Basels beste Boxerin. 2025 könnte ihr nächster Traum wahr werden. 20 Minuten besucht die 38-Jährige im Training.
Besser hätte das Jahr 2024 für sie nicht enden können: Gabriela Timar, besser bekannt als Gabi «Balboa», gewinnt im Dezember am Boxing Day in Bern ihren dritten grossen Titel im Boxen. Damit ebnet sich die gebürtige Rumänin den Weg zu ihrem Traum: einem Weltmeisterkampf, der vielleicht bereits 2025 Realität werden könnte. 20 Minuten trifft die ehemalige Europameisterin beim Training im Boxclub Basel.
In zehn Jahren zum Champion
Zuerst eine Runde Seilspringen, dann rauf auf das Balance Board, abschliessend mit Bällen die Koordination üben – Gabi wärmt sich im Boxkeller auf, ein Training mit ihrem Trainer Angelo Gallina steht an. «Insgesamt trainiere ich sechs- bis siebenmal die Woche, normalerweise zweimal täglich», erklärt die 38-Jährige. Sie wirkt ehrgeizig, fokussiert während des Trainings und locker, sympathisch beim Gespräch.
In ihrer Gewichtskategorie gehört Gabi weltweit zu den Top 20. Dabei ist die 38-Jährige eine Spätzünderin: «Das müsste jetzt genau zehn Jahre her sein, als ich das erste Mal diese Treppe hinunter stieg. Ich war neugierig und wollte das einfach mal ausprobieren.» Dass sie einmal zu den Besten der Welt gehören würde, hätte sie nicht gedacht, sagt die gebürtige Rumänin und lacht. Erwartungen habe sie damals keine gehabt.
Als sie dann das erste Mal in die Boxhandschuhe schlüpfte, habe sie gewusst: «Das ist es.» Die Sportart habe sie fasziniert. «Andere schockieren die Schläge, ich liebe es.»
«Mich als die Beste zu bezeichnen, mag ich nicht, dafür bin ich zu bescheiden.»
«Zuerst wollte ich einfach so gut sein wie die anderen Frauen hier.» Die habe sie bald überholt: Nach dem ersten Trainingsjahr folgte ihr erster Kampf. Das sei «früh» im Boxen. «Man muss sagen, ich war bereits gut trainiert», sagt sie. Schon zuvor sei sie im Gym gewesen und Marathon gelaufen.
Ein blaues Auge gehört für die Boxerin dazu
«Sie ist die erfolgreichste Profisportlerin des Boxclub Basel und die erste, die einen Titel auf dieser Ebene gewann», erzählt Trainer Angelo. Und auch wenn man sie mit den Herren vergleicht, stehe Gabi ganz weit oben. «Mich als die Beste zu bezeichnen, mag ich aber nicht, dafür bin ich zu bescheiden», sagt Gabi, während ihr Trainer ihre Hände bandagiert.
Auf das Einwärmen folgt das Boxtraining – die Wucht der Schläge beeindruckt. «Ich trainiere immer, als wäre es ein Weltmeisterschaftskampf – das ist mein mentales Setting.» Stets begleitet von einem Verletzungsrisiko: «Wir machen alles, um Verletzungen vorzubeugen, aber ein Risiko bleibt. Das Boxen ist ein Verschleisssport», meint Trainer Angelo. «Ein blaues Auge nimmst du immer in Kauf, aber das ist mir egal, das ist ja schnell wieder weg», lacht Gabi.
Mehr als 47 Kilo darf sie nicht wiegen
Denn im Ring heisst es «All-in». Dennoch: «Ich boxe nicht aus den Emotionen heraus, das ist alles Technik und Fairplay steht an oberster Stelle», sagt Gabi. Und auch Angelo betont: «Wir schlagen nicht einfach zu wie bei einer Strassenschlägerei, im Boxen wollen wir Punkte machen.»
«Aber klar, ich will gewinnen und im Ring sind wir Rivalinnen», schmunzelt Gabi, «Nach dem Kampf können wir aber wieder zusammen Kaffee trinken.»
Seit April 2023 trainiert die 38-Jährige in der Gewichtsklasse Strohgewicht. Das bedeutet, mehr als 47,627 Kilogramm dürfen nicht auf die Waage. «Ich schaue ungefähr zwei Wochen vor einem Kampf genauer auf mein Gewicht», erzählt Gabi. Grundsätzlich habe es sich aber eingependelt, «ich trainiere viel und kann dafür essen, was ich will».
«Jeder Kampf ist eine Chance, die ich nicht verpassen kann.»
«Hey Champion», die Tür geht auf und die Gruppe für das Mittagstraining steigt die Treppe hinunter. Schnell wechselt Gabi ihre Funktion. Im Boxclub ist sie nämlich auch als Trainerin tätig, denn auch als Profiboxerin kann sie alleine davon nicht leben.
Der nächste Kampf steht an
Am 19. April wird in der Kaserne in Basel geboxt, Details zum Event sind noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass Gabi mit von der Partie sein wird. Komme was wolle: «Einmal lag ich zwei Tage vor einem Kampf mit Grippe im Bett.» Trotzdem stand Gabi dann im Ring, denn sie hat jährlich nur drei bis vier Möglichkeiten zu gewinnen. «Jeder Kampf ist eine Chance, die ich nicht verpassen kann.»
2025-02-06T07:15:40Z