DER GEFRäSSIGE JAPANKäFER IST EINE GEFAHR. NUN GREIFT DER BUND IN EINER ZüRCHER GEMEINDE ZU EINSCHNEIDENDEN MASSNAHMEN

Das Gras auf den Fussballplätzen der Sportanlage Stighag in Kloten ist perfekt getrimmt und leuchtet in frischem Grün. Ideale Trainingsbedingungen – eigentlich. Doch die Teams des FC Kloten dürfen auf den Plätzen nicht spielen. Die Rasen werden dieser Tage zu Sperrzonen, abgedeckt mit einer schwarzen Folie, so dass das Gras darunter abstirbt.

Die Plätze sind zur Brutstätte des Japankäfers geworden. Im Erdreich, so haben Stichproben ergeben, wachsen Larven des Schädlings heran. Wie viele es sind, können Fachleute nicht beziffern. Klar ist aber: Wenn die Larven zu Käfern heranwachsen, werden sie zum Problem.

Die kleine Käferpopulation ist weit über Kloten hinaus von Bedeutung. Als sie Mitte Juli des letzten Jahres entdeckt wurde, waren Fachleute alarmiert. Es war der erste Nachweis von Japankäfern nördlich der Alpen. Sie ähneln den in der Schweiz verbreiteten Maikäfern, haben aber je fünf weisse Haarbüschel an der linken und der rechten Seite.

Das Insekt ist gefürchtet, weil es bei einem Befall ganze Obst- und Gemüsekulturen zerstören kann. Bis zu 400 verschiedene Pflanzen stehen auf seinem Speiseplan.

Der Bund schätzt die potenziellen Schäden in der Schweiz auf mehrere hundert Millionen Franken pro Jahr. Und hat sich der Käfer einmal etabliert, wird man ihn kaum mehr los. Das Ziel in Kloten lautet deshalb: die Population tilgen, solange sie noch überschaubar ist.

Bewässerungsverbot für Grünflächen

Die Bekämpfung des Japankäfers wird vom Bund koordiniert und von den Kantonen ausgeführt. Um ihm den Garaus zu machen, erklärte der Kanton im letzten Sommer das ganze Stadtgebiet von Kloten zum «Befallsherd».

Bis heute ist es verboten, Kompost oder Bodenmaterial über die Klotener Stadtgrenze zu transportieren. Mit dem Verbot wollen die Behörden die Verschleppung der Larven verhindern. Fahrzeuge und Geräte zur Bodenbearbeitung müssen gereinigt werden, bevor sie Kloten verlassen.

Besonders wichtig ist das Bewässerungsverbot für Grünflächen. Denn die Weibchen des Japankäfers legen ihre Eier bevorzugt im feuchten Rasen ab. Fussballfelder sind prädestiniert dafür: Deren Gras wird kurz gehalten, der Rasen regelmässig bewässert.

Letztes Jahr durften auch die Fussballfelder ab Mitte Juli nicht mehr bewässert werden. Doch das Verbot kam zu spät. Eier waren, so stellte sich in diesem Frühling heraus, bereits abgelegt worden.

Deshalb werden die Fussballfelder in Kloten nun abgedeckt. Wenn das Gras abstirbt, finden die Larven kein Futter mehr. Und diejenigen Käfer, die überleben, können nicht ausfliegen.

Für den Fussballklub ist die Abdeckung eine einschneidende Massnahme. Die 30 Teams können bis im Herbst statt auf sechs nur noch auf einem Platz spielen: dem Kunstrasen. Danach müssen die Plätze wieder angesät werden.

Die Schritte zur Bekämpfung des Schädlings sind bis über das Stadtgebiet hinaus sichtbar. So werden in Kloten und den umliegenden Gemeinden Fallen mit einem Lockstoff aufgestellt. Sie sollen Aufschluss geben über die Grösse und die Ausbreitung der Käferpopulation.

Wie viele Japankäfer sich aus den Larven entwickeln werden, könne gegenwärtig unmöglich abgeschätzt werden, sagt Fiona Eyer von der kantonalen Fachstelle Pflanzenschutz. Doch sie hat damit gerechnet, dass einige Käfer die Tilgungsmassnahmen letztes Jahr überstanden haben. «In der Schädlingsbekämpfung sagt man: Ein Jahr ist kein Jahr.»

Eine Wiese wird zur Lockfläche

Wenn im Frühsommer seine Flugzeit beginnt, werden zusätzlich zu den Lockfallen Netze aufgestellt, die mit Insektiziden behandelt und einem Lockstoff ausgestattet sind. Zudem gilt wie letztes Jahr ein allgemeines Bewässerungsverbot für Rasen und Grünflächen.

Um zu verhindern, dass sich die weiblichen Exemplare für die Eiablage weiter in Kloten ausbreiten, hat der Kanton in der Nähe der Fussballanlage eine sogenannte Lockfläche eingerichtet: eine gemähte Wiese, die feucht gehalten wird und so ideale Bedingungen für die Eiablage bieten soll. Im Herbst, wenn die Flugzeit vorbei ist und die Eier abgelegt sind, wird der Boden umgegraben. Das tötet die Larven ab.

Im letzten Jahr wurde rund um die Sportanlage Stighag zusätzlich Insektizid verspritzt, auch in Privatgärten. Ob dies wieder nötig sein wird, lässt Fiona Eyer von der Fachstelle Pflanzenschutz offen. «Es muss sich zeigen, wie effizient die getroffenen Massnahmen sind.»

Keine Option ist es, den Schädling als neue Spezies zu akzeptieren. «Wir sehen in Italien, welch grosse Zerstörung er anrichten kann», sagt Eyer. Dort seien insbesondere die Rebkulturen in Mitleidenschaft gezogen worden. Und bis sich allenfalls ein ökologisches Gleichgewicht entwickeln würde, dauerte es viel zu lange.

Deshalb kommt nur eine Strategie infrage: die Ausrottung.

Ob das dieses Jahr gelingt? Auch dazu will Eyer keine Prognose abgeben. Immerhin, so hätten die Stichproben gezeigt, beschränke sich der Befall wohl auf das Areal um die Fussballanlage. Und im Unterschied zu 2023 sei man jetzt vorbereitet. Diejenigen Käfer, die es schaffen auszufliegen, sollen nicht weit kommen.

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