MIT NIEDERREITER UND AMBüHL, VORERST ABER NOCH OHNE JOSI: DAS EISHOCKEY-NATIONALTEAM BEENDET GEGEN TSCHECHIEN DIE NEGATIVSERIE

Dario Simion sagte nach dem ersten Drittel gegen Tschechien im Interview mit dem Schweizer Fernsehen: «Wir waren bereit und haben unsere Chancen genutzt.» Da stand die Partie 2:0 für die Schweizer. 40 Minuten fehlten noch zum Abschluss der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, die für das Team des Nationalcoachs Patrick Fischer am Freitag mit einem Spiel gegen Norwegen beginnt.

Am Ende resultierte für die Schweizer am Sonntag ein knapper und etwas glückhafter 2:1-Sieg, der erste im zwölften Match der Euro Hockey Tour. Es war ein Erfolgserlebnis in letztmöglichen Moment. Saisonübergreifend hatten die Schweizer zuvor 13 Partien in Folge verloren. Die wenigsten Trainer überstehen eine solch schwarze Serie in Amt und Würden. Fischer wurde vor zwei Monaten mit der Verlängerung seines Vertrages um zwei Jahre bis nach der Heim-WM 2026 gestärkt.

Dass dieser Vertrag kaum Bestand haben dürfte, falls die Schweizer in den kommenden Wochen in Prag versagen sollten, weiss auch der Trainer selbst. Seit dem Dezember 2015 ist der mittlerweile 48-jährige Zuger Nationalcoach. Der Höhepunkt dieser Ära war die Silbermedaille von 2018, als die Schweizer im WM-Final in Kopenhagen erst im Penaltyschiessen an Schweden scheiterten.

Der Abstand zu den Top-Nationen ist weiterhin gross

Abgesehen davon waren die Schweizer Erfolgsmeldungen aber überschaubar. Immerhin hat das Team unter Fischer jüngst regelmässig die Viertelfinals erreicht, was für eine Eishockey-Nation wie die Schweiz keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. In den vergangenen Jahren haben selbst die Schweden jenes Minimalziel einmal verpasst (2021).

Der Ukraine-Krieg hat auch das internationale Eishockey beeinflusst. Russland und Weissrussland sind seit dem Überfall im Februar 2022 als Nationalteam ungebetene Gäste an internationalen Turnieren. Die Schweiz profitierte davon, dass sie den russischen Platz an der Euro Hockey Tour übernehmen durfte. Der Aufstieg in diese Crème de la Crème des europäischen Eishockeys zeitigte sportlich noch wenig Früchte. Vielmehr führten die Partien dem Publikum vor Augen, wie gross der Abstand zu den wirklichen Top-Nationen auch unter Fischer weiterhin ist.

Mehr als die anderen Nationen sind die Schweizer auf Verstärkungen aus Übersee angewiesen. In dieser Hinsicht sieht es in diesem Jahr hervorragend aus. In der Nacht auf Montag und vor dem jüngsten Kaderschnitt erhielt Fischer die Freigabe für Nino Niederreiter (Winnipeg Jets). Der physisch starke Flügel hat bei den Silbermedaillen 2013 in Stockholm und 2018 in Kopenhagen jeweils eine Schlüsselrolle im Team gespielt.

Von den neun Schweizern in der NHL stehen einzig Timo Meier (New Jersey) und Pius Suter (Vancouver Canucks) nicht zur Verfügung. Die Frau von Kevin Fiala (Los Angeles) erwartet in den kommenden Tagen ein Kind, der Stürmer aber könnte später noch zum Team stossen. Und offen ist auch, ob Roman Josi in Prag dabei sein wird. Der Berner schied in der Nacht auf Sonntag mit seinen Nashville Predators aus dem Stanley-Cup aus. Er hat gegenüber Lars Weibel und Patrick Fischer signalisiert, an der WM für die Schweiz spielen zu wollen. Doch noch fehlt die Freigabe seines Klubs.

Mit Kukan, Marti, Andrighetto und Ambühl

Am Montag hat Fischer sein WM-Kader für Prag weiter bereinigt. Im Kader figurieren fünf NHL-Spieler. Neben Niederreiter werden in den kommenden Tagen auch Dean Kukan, Christian Marti und Sven Andrighetto von Meister ZSC Lions, sowie Andrea Glauser und Ken Jäger vom Finalisten Lausanne HC zum Team stossen. Dafür schickte Fischer am Montag zehn Spieler nach Hause.

Derzeit sind noch 3 Torhüter, 7 Verteidiger und 14 Stürmer beim Team in Prag. Zu jenem Kreis gehört auch Andres Ambühl. Der 40-jährige Rekord-Nationalspieler (326 Länderspiele) wird in Prag seine 19. A-WM für die Schweiz absolvieren. Er hat sich dem eingeleiteten Verjüngungsprozess bisher mit konstant guten Leistungen und auch dank seiner Routine entziehen können.

Sollte auch noch Josi zum Team stossen, kann Fischer in Prag auf eine Mannschaft zählen, die so gut besetzt ist wie keine mehr seit dem Silbermedaillen-Gewinn in Kopenhagen. Aus dem Kreis der Fixstarter fehlt einzig der Zürcher Denis Malgin, der sich im letzten Play-off-Finalspiel am Knie verletzte.

Neben ihm fehlt im Aufgebot auch Lian Bichsel. Der 19-jährige Verteidiger wurde im vergangenen Sommer vom NHL-Team Dallas Stars in der ersten Runde (18) gezogen und wird im kommenden Herbst nach Texas wechseln. In der vergangenen Saison spielte er in Schweden für Rögle und erreichte dort den Play-off Final. Für Fischer war er deshalb kein Thema, weil er zweimal ein Aufgebot für die U-20-Weltmeisterschaft ausgeschlagen hat.

«Alles für das Team», so lautet die Devise, der Fischer alles unterordnet. Mit ihr hat er bei den Spielern viel Glaubwürdigkeit und Goodwill gewonnen. Die Aussicht, das Kader noch mit Roman Josi zu veredeln, machte es für den Coach mutmasslich einfacher, auf das Verteidiger-Juwel Bichsel zu verzichten und an seiner harten Linie festzuhalten. Das Team war noch am Sonntagabend von Brünn nach Prag weiter gereist, wo es nun für zwei Tage die Familien empfängt, bevor die WM am Freitag losgeht.

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