Der spanische Verteidiger wird im Halbfinal 90 Minuten lang ausgebuht – weil es nach seinem Hands in der Runde zuvor gegen Deutschland keinen Penalty gab.
Als er zum ersten Mal am Ball ist, geht es los – und es hört nicht mehr auf. Über 90 Minuten wird Marc Cucurella am Dienstagabend ausgebuht und ausgepfiffen. Ein ziemlich lauter Teil des Publikums in München zeigt sich beim Halbfinal zwischen Spanien und Frankreich als ganz schlechter Verlierer.
Dafür reichen eine Hand am Ball und eine Pfeife, die stumm blieb. Im Viertelfinal zwischen Deutschland und Spanien schoss Jamal Musiala auf das Tor der Spanier, Cucurella eilte dazwischen, versuchte die Hand noch wegzuziehen, stoppte den Ball aber trotzdem damit. Schiedsrichter Anthony Taylor pfiff nicht. Deutschland kassierte spät ein Tor und schied aus.
Für viele Deutsche ist das offenbar ein grosser Skandal. Seit Tagen wird rauf und runter diskutiert, ob es einen Penalty hätte geben müssen. Das Massenblatt «Bild» feuert munter mit. Sogar eine Petition für eine Wiederholung des Spiels wurde gestartet. Selbstverständlich ist das kein Thema bei der Uefa. Und klar ist ohnehin: Schiedsrichter Taylor hat nach den Regeln gehandelt. Das grosse Ärgernis ist nach dieser Szene, wie kompliziert diese in Sachen Handspiel mittlerweile sind.
Viele Deutsche hatten sich vorab Tickets für diesen Halbfinal besorgt in der Hoffnung, die Gastgeber würden dann noch im Turnier sein. Statt ihre Tickets nach dem Viertelfinal-Aus am Freitag dann weiterzuverkaufen, fuhren sie nach München, um Cucurella die Meinung zu geigen. Das, liebes deutsches Publikum, ist absurd. Und vor allem ganz, ganz schlechter Sport.
Denn was hätte der Chelsea-Verteidiger denn tun sollen? Taylor darum bitten, doch zu pfeifen? Oder das deutsche Publikum anschliessend mit einem Eigentor besänftigen, der Fairness halber? Das ist natürlich Blödsinn, genau wie es die Pfiffe sind. Ja, sie mögen Teil dieses Sports sein, kaum einmal aber waren sie dermassen unangebracht wie in diesem Halbfinal.
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2024-07-10T07:51:54Z