MERCEDES ERLEBT EINE WIEDERGEBURT – UND RUSSELL SORGT FüR EINE PEINLICHKEIT

Lewis Hamilton und sein Teamkollege müssen sich nur dem überragenden Max Verstappen geschlagen geben. Als Russell meldet, es regne, wird es richtig komisch. 

Es ist nicht so, dass dieser Grand Prix von Spanien arm an Unterhaltung wäre. Im Mittelfeld wird munter überholt. Und auch dahinter passiert einiges.

Ferrari-Pilot Charles Leclerc, nach einem blamablen Qualifying und einem Wechsel des gesamten Hecks als Letzter losgefahren, kämpft sich vor auf Rang 11. Immerhin, auch wenn es ein schwacher Trost ist. Eindrücklich ist derweil, was Red-Bull-Fahrer Sergio Pérez vollführt, der von Platz 11 auf Rang 4 vorstösst. Und auch der Kampf um die Podestplätze bietet Spannung – zumindest hinter Max Verstappen, der seinen nächsten ungefährdeten Sieg feiert. Es ist eine Auferstehung von Mercedes, die Montmeló an diesem Sonntag erlebt.

Erst verdrängt Lewis Hamilton Carlos Sainz im Ferrari vor dessen Heimpublikum von Rang 2 – ehe auch noch George Russell vorbeikommt, der Brite, losgefahren vom 12. Platz. Beinahe hätte sich der 25-Jährige sogar den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde gesichert. Doch erst verdirbt ihm diesen Spass Pérez, der Sainz noch auf Rang 5 verdrängt, und letztlich dessen Teamkollege Verstappen. Dermassen viel Vorsprung hat der Niederländer 14 Runden vor Schluss, dass er ohne grössere Not noch einmal weiche Reifen holen und die Bestzeit attackieren kann. Es passt zu dieser Saison, in der er nun bereits das fünfte von sieben Rennen gewonnen hat, dass ihm auch das gelingt.

Fast wäre Verstappen noch bestraft worden

In der WM-Wertung zieht der zweifache Weltmeister immer einsamer seine Kreise, sein Vorsprung auf Pérez beträgt schon 53 Punkte. Die Art und Weise seines Sieges war für all seine Gegner einmal mehr frustrierend. Nicht einen Hauch einer Chance hatten sie gegen den jungen Mann, der sich gegen Ende des Rennens nur selbst gefährlich wurde, weil er mehrmals die weisse Linie überfuhr und dafür verwarnt wurde. Mercedes darf immerhin für sich beanspruchen, dass es eine aufregende Geschichte dieses Rennens schreibt – es ist aber nur eine von vielen.

Und doch scheint es plötzlich, als würden die über 100’000 Zuschauer nahe Barcelona noch mehr des Spektakels zu sehen bekommen. Nämlich dann, als Russell nach 28 von 66 Runden meldet, es regne auf Teilen der Strecke. Sein Funkspruch bewegt Red-Bull-Teamchef Christian Horner immerhin dazu, seine Hand aus dem Kommandostand zu halten, um die Angaben zu überprüfen. Bestätigen kann er den Eindruck des Mercedes-Fahrers nicht. Überhaupt kann das niemand.

So fragt Russell ein paar Runden später nach, ob denn noch jemand Regen gemeldet habe. Sein Zusatz: «Vielleicht ist es auch nur Schweiss vom Inneren des Helmes.» Sein Manager hat dieselbe Vermutung.

Es ist ein ziemlich witziger Moment in einem Rennen, das mit Hamilton und Russell zwei in diesem Jahr sehr seltene Gäste auf dem Podest hat. Sie sorgen dafür, dass Mercedes in der Konstrukteurswertung an Aston Martin vorbeikommt auf Platz 2, weil Lance Stroll und Fernando Alonso nur Sechster und Siebter werden. Überhaupt bietet sich ein buntes Potpourri an Fahrern in den Top 10.

Zhou kämpferisch – und erfolgreich

Zu diesem gehört Zhou Guanyu. Zwischenzeitlich jagt der Chinese in Diensten des Schweizer Alfa-Romeo-Teams sogar den Aston Martin von Fernando Alonso, der in der WM immerhin erster Verfolger der Red-Bull-Piloten ist. Später liefert er sich einen Dreikampf mit Nico Hülkenberg im Haas und Yuki Tsunoda im Alpha Tauri. Zehn Runden vor Schluss gerät er im innerasiatischen Duell noch richtig aneinander mit dem Japaner. Er attackiert diesen in Kurve 1 – bis ihm der Platz ausgeht und er den Notausgang nehmen muss. Tsunoda wird für das Herausdrängen mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt, weshalb Zhou Rang 9 erbt. Damit holt der 24-Jährige zum zweiten Mal nach dem 9. Platz in Australien in dieser Saison Punkte. Anders als Teamkollege Valtteri Bottas, der nie Aussicht auf Erfolg hat. Der Finne wird Zweitletzter.

Ein Rennen zum Vergessen erlebt auch Lando Norris, der seinen Chef Zak Brown am Samstag noch hat hüpfen lassen in der Garage von McLaren. Von Rang 3 aus losgefahren, touchiert er mit seinem Frontflügel noch in der allerersten Kurve das Heck von Hamiltons Mercedes, muss die Box aufsuchen und hat in der Folge nichts mehr zu tun mit den vorderen Plätzen. Rang 17 wird es für den Briten – es ist ein nächster Rückschlag für den Traditionsrennstall. Während in Spanien mit Mercedes ein anderes grosses Formel-1-Team eine kleine Auferstehung erlebt.

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2023-06-04T15:12:35Z dg43tfdfdgfd