NACH ZWEI PLEITEN ZUM SAISONSTART: WO YB NACHLEGEN MUSS, UM DAS RUDER RUMZUREISSEN

Der YB-Alptraum ist perfekt. Punktelos nach dem zweiten Spiel. Trainer Patrick Rahmen stellt einen neuen Negativrekord auf. Und hat einen fast schon unüberschaubaren Haufen an Baustellen.

1:2 im Wankdorf gegen Aufsteiger Sion. Und nun die Bestätigung in Genf, dass dieser Fehlstart kein kleiner Ausrutscher war. 1:3 beim enorm stabilen Cupsieger Servette. Neo-Coach Patrick Rahmen (55) liegt nach zwei Spielen mit seinem Team am Tabellenende. So schlecht ist seit Einführung der Super League 2003 kein neuer Trainer der Gelbschwarzen gestartet.

Martin Andermatt hatte 2008 auch zwei Niederlagen auf dem Konto. Nur war der damals nicht neu. Im dritten Spiel gabs dann den ersten Punkt: ein 0:0 zu Hause gegen Vaduz …

Rahmen gibt zu: «Natürlich bin ich frustriert»

Rahmen aber muss nach St. Gallen. Wo die Trauben ähnlich hoch hängen wie im Stade de Genève. Das wird ja mal spannend am Sonntag.

Der Coach selber konnte einem fast ein bisschen leidtun. Er hatte die beiden gegen Sion schwächsten Akteure aus dem Team genommen, Anel Husic und Kastriot Imeri. Und er änderte während des Spiels munter Personal und System. Allein fruchten tat es nur vorübergehend. Frust? «Natürlich bin ich frustriert», sagt der Basler. «Weil wir die beiden Spiele verloren haben.» Was tun? «Zusammenstehen. Sich in den Dienst der Mannschaft und des Vereins stellen. Ich gehe voraus. Wir kommen da raus. Ich bin überzeugt davon. Aber es ist eine Herausforderung.»

Unsäglich lange Transferzeit

Man müsse nun damit umgehen können, dass man die Gejagten sei. Dass jeder den Serienmeister schlagen wolle. Rahmen hat zudem eine gewisse Unruhe ausgemacht wegen möglicher Transfers. «Unsäglich, dass die Transferzeit noch so lange geht. Es ist im Moment deshalb unruhig. Der Fokus liegt aber auf den Spielern, die hier sind. Die haben Qualität. Das haben sie in den letzten Jahren bewiesen. Sie können mehr als in diesen beiden ersten Spielen gezeigt.»

Nun, Rahmen müsste handkehrum auch dankbar sein, dass YB noch Transfers tätigen kann. «Jeder Spieler muss sich bewusst sein, dass es von unserer Seite Veränderungen geben kann, wenn er die Leistung nicht bringt», sagt der Coach trocken. Denn ohne Nachbesserung wird es kaum möglich sein, diese Negativspirale zu durchbrechen. Das hat dieser Mittwochabend drastisch aufgezeigt. Das sind die grossen Baustellen:

Die vier grossen YB-Baustellen

  • Der Goalie: Nach den anderthalb haltbaren Toren zum Start gegen Sion hat David von Ballmoos gegen Servette eindrücklich reagiert. Mehrmals hält er sein Team am Leben. Die Nummer eins ist – wie erwartet – keine Baustelle. Das Sion-Spiel war die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.
  • Die Innenverteidigung. YB-Sportchef Steve von Bergen sprach davon, die Ausfälle der Stamm-Innenverteidiger Benito und Camara mit den bestehenden Kräften auffangen zu können. Welche Fehleinschätzung! Husic war gegen Sion miserabel und schickte sein Team auch in Genf als Verursacher des Penaltys 22 Sekunden nach seiner Einwechslung auf die Verliererstrasse. Es gibt Gründe, weshalb der Mann aus Yverdon seinen Stammplatz bei Lausanne Anfang Jahr verloren hatte, bevor er zu YB wechselte. Lauper war gegen Servette auch überfordert. Zoukrous Debüt war korrekt, mehr nicht. Der Junge ist ja auch erst 21. Und wer kann das sonst noch spielen? Chaiwa? Kaum nach der Leistung am Mittwoch. Die Jungen, Seiler, Bichsel, Crnovrsanin? Warum nicht auf die Letzteren setzen in St. Gallen? Schlechter kanns nicht werden. Übrigens: Luganos Albian Hajdari (Interesse haben Torino und Augsburg) ist immer noch zu haben, stand gegen Fenerbahce wieder im Kader der Tessiner. Freilich ohne zu spielen. Aber ob Lugano den zum direkten Konkurrenten ziehen lässt?
  • Das defensive Mittelfeld ist ohne Lauper und die verletzten Niasse/Jankewitz auch untauglich. Chaiwa war heillos überfordert. Die Hilfe von Ugrinic war überschaubar. Servettes Cognat und Ondoua führten im zentralen Mittelfeld ein Herrenleben. Auch da fehlt YB ein Klassemann.
  • Die Flügel. Monteiro verursacht zum zweiten Mal ein Gegentor. Die teuren Zugänge der letzten Saison Males und Imeri sind eine einzige Enttäuschung. Elia muss näher beim Tor stehen und ist defensiv zu unbeholfen. Colley hat man gekauft und der Beobachter fragt sich: warum eigentlich? Da muss jetzt Rrudhani in der Ostschweiz seine Chance kriegen.
  • Von den beiden Türmen Itten und Ganvoula, die in Genf begonnen haben, ist einer zu viel. Immerhin haben beide nun getroffen. Aber in St. Gallen muss Rahmen Elia wieder von Beginn nach vorne beordern. Und den fehleranfälligen Ganvoula rausnehmen. Aber auch zuvorderst fehlt ein Mann von Ausnahmeniveau. Warum nur holt man nicht noch heute Energiestürmer Kevin Carlos von Yverdon? Die geforderten zwei Millionen sind in der aktuellen YB-Situation in Anbetracht der Reserven ein Klacks.

Nun der Clash der Bettler!

Und wo stehen die Verantwortlichen von all dem? Rahmen, der nun sieben Pflichtspiele in Serie verloren hat (fünf mit Winterthur), hat auch Fehleinschätzungen vorgenommen. Nun bietet sich ihm mit dem Spiel in St. Gallen die Chance zur Korrektur. Und die sportliche Führung um Christoph Spycher und Steve von Bergen ist gefordert wie nie! Das wird jedenfalls ein Hammerspiel der Bettler – St. Gallen hat seine Saisonpremiere unter dem neuen Coach Enrico Maassen ja auch in den Sand gesetzt - am Sonntag im Kybunpark!

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