OBWOHL EIN TöFFFAHRER (†70) UMS LEBEN KAM: DARUM WURDE DER IRONMAN IN HAMBURG NICHT ABGEBROCHEN

Ein tragischer Unfall beim Hamburger Ironman sorgte am Sonntag für Empörung. Hätten bessere Streckenplanungen den verstorbenen Töfffahrer retten können? Und wieso lief das Rennen wie gewohnt weiter?

Am Sonntag fand in Hamburg die Ironman-Europameisterschaft statt. Doch der Sport geriet schnell in den Hintergrund, als ein Töfffahrer bei einem Unfall sein Leben verlor. Bei dem Toten handelt es sich um Michael D.* (†70). Er war zusammen mit einem Fotografen auf einem Begleittöff unterwegs.

Der tragische Unfall ereignete sich auf einer geraden Strecke, neben einem Deich im Hamburger Stadtteil Ochsenwerder. Die Velofahrer mussten hier wenden, weil die Route wieder in die andere Richtung ging, eine sogenannte «Out-and-back-Route». Bedeutet: Die Strecke war verengt und in beide Richtungen befahren.

Ausgerechnet auf diesem Abschnitt versuchte D., andere Töffs zu überholen – und krachte frontal mit einem entgegenkommenden Velofahrer zusammen. D. starb direkt am Unfallort – vermutlich an einem Schädelhirntrauma sowie inneren Verletzungen. Der andere Velofahrer wurde mit schweren Verletzungen ins Spital gebracht. Auch der Fotograf wurde wegen ins Spital eingeliefert.

«Unsere Gedanken und Sorge sind bei der Familie»

Nach dem Crash wurde zwar der Unfallort abgesperrt, doch das Rennen ging weiter. Velofahrer trugen ihre Räder über den Deich, um weiterzufahren.

Dafür wurde die Organisation World Triathlon Corporation, der die Marke Ironman gehört, nun hart kritisiert. Zur Diskussion steht, wie unter diesen Umständen die sportliche Leistung noch gemessen werden konnte – und die unsichere Streckenplanung. Zu den Vorwürfen nahm die Organisation bisher keine Stellung. Nur so viel: «Unsere Gedanken und Sorge sind bei der Familie, die wir in dieser schwierigsten Zeit so gut wie möglich unterstützen werden.»

«Es war abzusehen, dass es Unfälle geben könnte»

Der deutsche Triathlet Jan Frodeno (41), der den Crash hautnah mitbekam und es als Vierter ins Ziel schaffte, sagte der «Frankfurter Allgemeinen»: «Da dürfen keine Motorräder sein. Ich weiss, dass es immer medial begleitet werden muss, aber die Athletensicherheit muss irgendwie vorgehen.» Auch Teilnehmer Timo Schaffeld sagte gegenüber «Bild»: «Die Radstrecke war leider sehr voll. Sehr, sehr viele Mediamotorräder. Von daher war es abzusehen, dass es Unfälle geben könnte.»

Die Veranstalter bekommen aber auch Rückendeckung. Zum Beispiel vom Präsidenten der Deutschen Triathlon Union. Martin Engelhardt zur «Frankfurter Allgemeinen Zeitung»: «Das kann in jedem Wettkampf passieren», meint er. Auch, dass das Rennen nicht abgebrochen wurde, findet er plausibel: «Auf der Strecke waren über 2000 Leute. Wenn sie jetzt das ganze Rennen gestoppt hätten, wäre das relativ unkalkulierbar geworden, laut Aussagen von den hauptverantwortlichen Organisatoren.»

Trotz des schockierenden Vorfalls entschied sich der Veranstalter deshalb, das Rennen fortzuführen.

«Wir versuchen, immer breite Strassen zu wählen»

Christoph Holstein von der Hamburger Behörde für Inneres und Sport kündigte am Sonntag per Instagram an: «Selbstverständlich muss jetzt untersucht werden, ob die Rahmenbedingungen der Veranstaltung in irgendeiner Form zur Verursachung des Unfalls beigetragen haben.»

Beim «Challenge Roth»-Triathlon im Juni sollen die Sicherheitsvorkehrungen anders aussehen. Geschäftsführer Felix Walchshöfer sagte dem «Bayerischen Rundfunk» am Sonntag: «In Roth gibt es keine Out-and-back-Strecken mit Gegenverkehr. Auch externe Medienschaffende auf Töffs sollen auf der Velostrecke nicht zugelassen werden. Diese Sicherheitsvorkehrungen seien schon vor dem Unfall entschieden worden.

* Name bekannt

2023-06-05T14:55:09Z dg43tfdfdgfd