SHAQIRI REICHTS NICHT FüR 90 MINUTEN, OKAFOR IST EIN RäTSEL – DIE NATI-ERKENNTNISSE

4:0 gegen Estland, 1:1 gegen Österreich und am Samstag startet die Nati gegen Ungarn in die EM. Wie ist der Zustand des Teams von Murat Yakin? Wer ist aufgefallen, wer abgefallen? Unsere Erkenntnisse.

Die Stimmung im ausverkauften Kybunpark im letzten EM-Test gegen Österreich? Sagen wir mal wie das Spiel: eher mau. Das ändert sich in der 66. Minute. Plötzlich wird es laut. Nicht weil etwas Aufregendes auf dem Platz passiert, sondern weil Xherdan Shaqiri für Zeki Amdouni eingewechselt wird.

XS, zwei Buchstaben, mit denen die Schweizer Fussballfans etliche schöne Erinnerungen und noch immer so viele Hoffnungen und Sehnsüchte verbinden. Sagenhafte 123 Länderspiele hat der 32-Jährige schon absolviert. Und dabei 31 Treffer erzielt. Aber: Shaqiri ist derzeit körperlich nicht in seiner bestmöglichen Verfassung.

Schweizer Angriff ungenügend, nur Rodriguez und Akanji stark – die Noten gegen Österreich

Das konstatiert auch Trainer Murat Yakin. Nach dem 1:1 gegen Österreich sagt der Nati-Trainer: «Bei Shaqiri müssen wir dosieren. Er kann nicht innerhalb von vier Tagen zweimal 90 Minuten spielen.» Das Problem ist aber: An der EM finden die drei Gruppenspiele im Vier-Tage-Rhythmus statt.

Die Frage ist, ob es auf EM-Niveau für Shaqiri überhaupt für einmal 90 Minuten reicht. Gegen Estland ging er zwar über die volle Distanz. Aber dieser Gegner war kein Gradmesser und Shaqiri baute nach etwa einer Stunde Spielzeit ab.

Die physischen Defizite entbehren nicht einer gewissen Logik. Shaqiri hat bislang eine Saison zum Vergessen. In zwölf Partien (nur zwei Tore) mit Chicago spielte er nur zweimal durch. Dazu kommt die Erfolglosigkeit. Bevor er zur Nati reiste, kassierte er vier Niederlagen in Folge. Seit er nicht mehr in Chicago ist, hat das Team keine Partie mehr verloren. Deutet sich da eine vorzeitige Trennung an?

Shaqiris Vertrag läuft Ende Jahr aus. Eine Theorie, weshalb man ihn früher als geplant zur Nati reisen liess, lautet: Shaqiri soll sich an der EM für einen Sommertransfer empfehlen.

Yakins Thema ist das nicht: Er muss sich überlegen, wie er den Mann, der mit seinem zauberhaften linken Fuss noch immer für magische Momente gut ist, an der EM richtig einsetzt. Zweimal 90 Minuten gegen Ungarn und Schottland: Das scheint utopisch. Und was, wenn nach den ersten beiden Partien die Achtelfinal-Qualifikation noch nicht fix ist und man gegen Deutschland ein Resultat liefern muss? Der Shaqiri-Plan ist knifflig.

Noah Okafor und das fehlende Engagement

Die 82. Minute im Test gegen Österreich. Silvan Widmer wird in einer ungemütlichen Position angespielt. Die Österreicher pressen. Widmer hat keine Anspielstation in der näheren Umgebung. Ihm bleibt nur der lange Ball. Er schlägt ihn. Und verwirft darauf die Hände. Der Grund: Noah Okafor, noch nicht lange auf dem Platz, bewegt sich kaum, bietet keine Hilfestellung.

Die Behauptung, der Offensivspieler der AC Milan hätte sich für die EM-Startelf aufgedrängt, wäre komplett realitätsfremd. Eher wirkt der 24-Jährige wie ein überschaubar engagierter Fremdkörper in dieser Nati. Was ein grosses Rätsel ist.

Was haben wir im November 2021 geschwärmt, als der damalige Salzburg-Stürmer Okafor in seinem erst zweiten Länderspiel in der WM-Quali in Italien (1:1) gross aufgespielt hat. Wir dachten: Falls die Schweiz mal Offensivprobleme hatte, sind sie spätestens nach diesem fulminanten Auftritt Okafors in Rom nur noch eine böse Erinnerung.

«Nicht jeder Wechsel ist förderlich für die fussballerische Entwicklung. Bei Milan sind seine Einsatzzeiten nicht optimal. Er muss dagegen ankämpfen und schauen, dass er sich durchsetzt.

- Murat Yakin -

Frage an Murat Yakin: Was ist mit Okafor passiert? «Nicht jeder Wechsel ist förderlich für die fussballerische Entwicklung. Bei Milan sind seine Einsatzzeiten nicht optimal. Er muss dagegen ankämpfen und schauen, dass er sich durchsetzt.»

Nico Elvedi: Rodriguez und Schär sind im Vorteil

Er ist der einzige Innenverteidiger, der in beiden EM-Tests durchgespielt hat und beim 4:0 gegen Estland erst noch getroffen hat. Aber er ist unter den Arrivierten wohl auch derjenige, der die schlechtesten Karten auf einen Startplatz im EM-Auftaktspiel hat: Nico Elvedi.

Manuel Akanji ist in der Dreierabwehr gesetzt. Fabian Schär, der gegen Österreich pausieren musste, hat sich mit Yakin ausgesprochen und zuletzt verlässlich verteidigt. Ricardo Rodriguez, der gegen Estland fehlte, war im Österreich-Spiel einer der besten Schweizer. Elvedi indes wirkte etwas behäbig und stellte sich beim Führungstor der Österreicher stümperhaft an. Wenn alle gesund sind, bleibt Elvedi gegen Ungarn wohl nur ein Platz auf der Bank.

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