SIE WOLLTE NIE MEHR NACH SüDAMERIKA – äNDERT SIE JETZT IHRE STRATEGIE?: ZERMATT-ENTSCHEID TRIFFT GUT-BEHRAMI HART

In Zermatt stehen die Ampeln für Ski-Profis auf Rot. Swiss-Ski greift nun auf bestehende Pläne zurück, ist aber auch kreativ. Für Lara Gut-Behrami (32) dagegen ist die Situation verzwickt.

Es geschah im letzten Herbst. Lara Gut-Behrami (32) war, wie in so vielen Jahren zuvor, am Ende der Welt. Genauer: in Ushuaia. Sie trainierte Super-G, vor allem aber Riesenslalom. Und schwor sich dabei, dass sie nie mehr ins argentinische Feuerland reisen würde. «Die Bedingungen waren nicht gut, die Sonne schien nicht und es war feucht. Ich hatte Knieprobleme und fragte mich, was das noch soll», so die Tessinerin. 

Als sie wenige Tage nach ihrer Rückkehr in Zermatt VS perfekten Schnee und das tolle Wetter genoss, war für sie klar, dass sie künftig im Sommer nur noch im Wallis trainieren wollte. «In Zermatt habe ich gemerkt, dass ich noch Lust aufs Skifahren habe», meinte sie.

Zermatt-Entscheid hat grosse Folgen

Lust auf Skifahren verspürt Gut-Behrami weiterhin. Als frisch gebackene Gesamtweltcupsiegerin wird sie nach ihren Ferien ihre 17. Weltcupsaison in Angriff nehmen – es dürfte ihre letzte sein. Doch nun dies: Zermatt verbannt im Sommer und Herbst 2024 alle Weltcup-Teams von seinem Skigebiet, lediglich der Nachwuchs und Touristen dürfen sich auf dem Gletscher austoben. 

Dies, nachdem sich viele Top-Athleten und Trainer gegen die weiterhin geplanten Rennen am Fuss des Matterhorns ausgesprochen haben und die FIS den länderübergreifenden Anlass aus dem Kalender gestrichen hat. Heisst: Auch für Gut-Behrami stehen die Zermatter Gletscher-Ampeln in den kommenden Monaten auf Rot. «Wir bedauern diesen Entscheid ausserordentlich», sagt Walter Reusser, CEO Sport bei Swiss-Ski.

Südamerika, Neuseeland, Hoch-Ybrig

Tatsächlich dachte nicht nur Gut-Behrami, sondern der Verband selbst ernsthaft darüber nach, auf Speed-Trainingslager in Südamerika zu verzichten. «Es stimmt, dass wir uns das Ganze zuletzt genau überlegt haben. Nun ist es klar: Wir fliegen wieder dahin. Reserviert hatten wir sowieso bereits, um sicherzugehen», sagt Alpin-Direktor Hans Flatscher. Und was wird Gut-Behrami tun? «Dass auch sie nicht mehr nach Zermatt kann, ist ein Nachteil, den man nicht absprechen kann. Wir werden alles mit ihr anschauen», so Flatscher. 

Bei den Männern ist die Situation so, dass die Top-Speed-Gruppe mit Niels Hintermann (28), Stefan Rogentin (29) und Franjo von Allmen (22) im August nach Chile reisen wird. Die Odermatt-Caviezel-Murisier-Truppe wird zuerst in Ushuaia und dann ebenfalls in Chile trainieren. Die Slalom-Truppe um Daniel Yule (31), Ramon Zenhäusern (31) und Marc Rochat (31) wird dagegen ihre Zelte in Neuseeland aufschlagen.

 

Die Frage bleibt, wie die zweite Abfahrtsgruppe von Vitus Luönd (mit Lars Rösti, Livio Hiltbrand und Josua Mettler) den Zermatt-Ausfall kompensieren wird? Das Budget wird es kaum zulassen, dass auch diese Gruppe nach Südamerika fliegen wird. Deshalb könnte es sein, dass diese Burschen bis im Mai in Skigebieten wie im Hoch-Ybrig SZ weitertrainieren.

Hoch-Ybrig-Chef Urs Keller hat Abfahrts-Co-Trainer Willy Dettling bereits signalisiert, dass er nächste Woche eine Piste präparieren werde. «Auf dem Hoch-Ybrig sind die Verhältnisse derzeit wie im tiefsten Winter», lässt Keller über Dettling ausrichten.

Speed-Camp mit Suter und Co. liegt nicht drin

Zurück zu Gut-Behrami. Ohne Trainings in Südamerika wird sie kaum auf die nötigen Abfahrtskilometer kommen, die sie benötigt. Nun könnte man einwenden: Gut-Behrami hat vor der ersten Abfahrt des Winters in Beaver Creek (USA, 14. Dezember) die Möglichkeit, in der Woche davor mit den anderen Speed-Fahrerinnen in Copper Mountain (USA) Tempo zu bolzen. Stimmt – aber halt nur in der Theorie. Denn: Ende November bestreitet sie in Killington (USA) und eine Woche danach in Tremblant (Ka) je einen Riesenslalom. Dadurch liegt ein Speed-Camp mit Corinne Suter (29), Jasmine Flury (30) und Co. nicht drin. 

Eine Möglichkeit wäre, dass Gut-Behrami im Sommer nicht nach Ushuaia, aber wenigstens nach La Parva (Chile) fliegt. Ob es so kommt? Alles ist offen. Flatscher: «Es ist verzwickt. Aber ich bin überzeugt, dass wir überall gute Lösungen finden werden.»

2024-04-17T16:34:45Z dg43tfdfdgfd