WER IST GELDFRESSER? WER MUSTERKNABE?: SO FINANZIERT SICH DIE SUPER LEAGUE

Acht Millionen zur Überlebenssicherung: Ist der FC Basel mit seinen Liquiditätsproblemen ein Einzelfall? Der Überblick über die gesamte Super League zeigt: Praktisch überall gehts ohne Darlehen oder Schenkungen nicht.

Wow! Auf einen Schlag acht Millionen mussten die FCB-Verwaltungsräte aus der eigenen Tasche in den Klub pumpen, damit dieser im ersten Halbjahr 2024 zahlungsfähig bleibt. So spektakulär, so normal ist das Vorgehen innerhalb der Super League: Die allermeisten Klubs, ausser YB und St. Gallen, sind momentan defizitär – und könnten ohne Zuschüsse der Besitzerschaft nicht überleben. Blick liefert einen Überlick.

YB

YB und Geldsorgen? Seit Jahren kein Thema mehr. YB verfügt über eine potente Hausbank: die Familie Rihs, deren Vermögen die «Bilanz» auf 2,8 Milliarden schätzt. Vorbei die Zeiten, in denen Andy Rihs (verstorben im Jahr 2018) «geklönt» hatte, er habe «füfzg Chischte» investiert. Sportlicher Ertrag: null! Seit sich das geändert hat, musste Bruder Jöggi keinen einzigen Franken mehr einschiessen. Auch wenn er Gewehr bei Fuss steht und mit dem Einbau seines Sohnes Stefan in den Verwaltungsrat einen Treueeid zu YB geleistet hat. YB verfügt ganz nebenbei über ein Eigenkapital von 51 Millionen Franken. Über die Reserven sagte Rihs vor einem Jahr, dass sie ausreichen würden, um drei miserable Saisons zu überstehen.

Lugano

Nach turbulenten Jahren ist beim FC Lugano in finanzieller Hinsicht spätestens seit 2021 Ruhe eingekehrt. Liquiditätsengpässe, wie es sie unter Angelo Renzetti gegeben hat, gehören der Vergangenheit an. Grund dafür ist der Einstieg von Investor Joe Mansueto. Der Amerikaner trägt mit seinem Unternehmen «Walden Football LLC» die finanzielle Verantwortung. Seit seiner Übernahme kann Lugano mit der grossen Kelle anrühren. So tun es die Tessiner auch beim Bau des neuen Stadions. Allein für die Inneneinrichtung der Arena hat Mansueto rund 16 Millionen lockergemacht.

Servette

Die von Rolex unterstützte Stiftung 1890 ermöglicht es den drei Genfer Sportvereinen mit Servette im Namen (Fussball, Hockey, Rugby), äusserst erfolgreich zu sein. Das Konstrukt sorgt aber regelmässig für Verwirrung – intern und extern: Fliesst das Geld, das die Fussballer dank ihrer erfolgreichen Europa-Kampagne reinholen, in einen gemeinsamen Topf? Oder darf Trainer René Weiler im Sommer damit auf Shoppingtour? Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Fakt ist: Die 1890-Stiftung schützt Servette auf Dauer vor einem Bankrott. Was im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit, als Scharlatane die Genfer mehrmals ins Verderben führten, schon mal gut ist.

Winterthur

Seit den frühen Nullerjahren wird der FC Winterthur finanziell von der Familie des millionenschweren Physikers Hannes W. Keller († 84) unterstützt. Dessen Söhne Mike und Tobias führen das Erbe weiter. Lohnsorgen gabs nie, einen Liquiditätsengpass ebenfalls nicht. Weil die Unternehmerfamilie auf seine Mitarbeiter Acht gibt. Und weil man grundsätzlich nur so viel ausgibt, wie man einnimmt. Reserven sind aus diesem Grund keine vorhanden. Im Geschäftsjahr 2023 betrug das Eigenkapital 154’000 Franken.

FCZ

Einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag haben die Canepas in den vergangenen knapp 20 Jahren in den FCZ gepumpt. Gibts irgendwo ein Loch, macht das Besitzerehepaar das Portemonnaie auf. Also dann, wenn das strukturelle Defizit von rund 5 Millionen Franken nicht mit Transfereinnahmen, Europacup-Prämien und ausserordentlich hohen Zuschauereinnahmen gedeckt werden kann.

St. Gallen

Seit eine Investorengruppe rund um regionale Unternehmer und Gönner Ende 2017 beim FCSG übernommen und Matthias Hüppi ins Präsidentenamt gehoben hat, verfügt der Klub über eine stabile wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung. «Wir hatten während der letzten Jahre inkl. der Coronazeit trotz erheblichen Unsicherheiten nie Liquiditätsprobleme», schreibt der Klub. Ganz im Gegenteil. Im Geschäftsjahr 2023 weisen die Espen ein Eigenkapital von knapp 19 Millionen aus. Der FCSG ist wirtschaftlich gesehen der Musterknabe der Liga. Auch, weil man nicht von Transfers und dem internationalen Geschäft abhängig ist. Und auf die Unterstützung einer ganzen Region zählen kann.

Luzern

Die Liquidität hat der FCL in den letzten Jahren trotz Verlusten immer aus eigener Kraft sicherstellen können. Mit Ausnahme der Coronajahre, als er zur Liquiditätssicherung einen verbürgten Covid-Kredit aufgenommen hat. Früher half Bernhard Alpstaeg bei der Defizit-Deckung mit, seit dem Ausbruch des Besitzerstreits kommt Josef Bieri mit den von ihm in den Klub geholten neuen Aktionären für die Millionenverluste auf. Alpstaeg bezahlt gemäss Blick-Infos aktuell nichts. Per Ende Juni 2023 sind die flüssigen Mittel um rund 5,3 Millionen auf 2,9 Millionen Franken gesunken. Als Grund gab der Klub unter anderem hohe Investitionen an.

Lausanne-Sport

Ziel ist es, Lausanne-Sport zu einem finanziell autarken Verein zu machen, der nicht mehr auf ständige Millionenzahlungen von Besitzer Ineos angewiesen ist. Das neue Stadion «Tuilière» ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Selbsterhaltung: Die Zuschauerzahlen steigen, die Marketingabteilung arbeitet hervorragend. Wie weiter? Die Gehälter einiger Spieler müssten erhöht werden, aber der Verein unternimmt nichts. Und das nächste teure Infrastruktur-Projekt, nämlich der Bau eines brandneuen Nachwuchscampus, steht auf Eis. Lausanne-Sport hat zwar keine Geldprobleme, ganz im Gegenteil – aber Ineos gibt die Millionen nicht mehr wahllos aus wie in der ersten Phase nach der Übernahme im Dezember 2017.

FC Basel

Das grosse Problem am Rheinknie: Die Basler stehen bei anderen Klubs mir rund 23 Millionen in der Kreide, ein Drittel davon muss in diesem Jahr beglichen werden. Davon ist allerdings nur ein Teil in flüssigen Mitteln tatsächlich vorhanden. Weil der FCB selbst auch auf rund 25 Millionen an Transfererlösen wartet. Damit der Klub trotzdem liquid bleibt, haben die Verwaltungsräte Anfang Jahr mit einer bislang unbekannten Firma acht Millionen Franken in den FCB transferiert. Im Sommer müsse darum kein Spieler verkauft werden, so das Versprechen der FCB-Bosse.

Yverdon

Die Finanzkraft der amerikanischen Eigentümer (seit Sommer 2023) ist ein Rätsel. Sicher ist, dass sie in der Lage sind, hohe Gehälter zu zahlen – wie für Winter-Neuzugang Paul Bernardoni. Und dass die Gehälter bisher immer pünktlich kommen. Das erste Jahr in Yverdon hat die Amis viel Geld gekostet. Nun wird es interessant: Setzen die US-Besitzer ihre (teure) Ankündigung, das Stadion zu modernisieren und zu vergrössern, in die Tat um?

GC

Die Hoppers sind die Geld-Vernichtungsmaschine des Schweizer Fussballs: 14 Millionen Verlust im Jahr 2023, an diesen Wert kommt in der Super League kein anderer Klub nur annähernd heran. Waren es vorher die Chinesen, müssen seit diesem Jahr die Amerikaner das strukturelle Defizit decken. Immerhin: Die neuen Besitzer haben sich für weit mehr als zehn Jahre als GC-Geldgeber verpflichtet. Fraglich ist nur, wie die Amis das Defizit verkleinern wollen: Dafür müssen sie erst kräftig investieren. Und dass irgendwann der Letzigrund voll wird und die Sponsoren Schlange stehen, erscheint aus heutiger Sicht unwahrscheinlich.

Stade-Lausanne-Ouchy

Praktisch keine Zuschauereinnahmen, sehr wenig Sponsoring-Gelder: Aufsteiger und Quartierklub SLO lebt vom Spielerverkauf (zum Beispiel Teddy Okou im letzten Sommer zum FC Luzern) und von den Schenkungen von Präsident und Eigentümer Vartan Sirmakes. Der Geschäftsmann aus dem Uhren-Business ist zwar extrem reich, möchte Lausanne-Ouchy aber nicht zu einem Fass ohne Boden werden lassen. Darum wird nicht wahllos Geld ausgegeben, die Löhne aber sind jederzeit gesichert.

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