Aus Notnagel Vincent Kompany (38) ist innert kürzester Zeit ein Volltreffer geworden. Was den Belgier von seinem Vorgänger Thomas Tuchel (51) unterscheidet. Und welche Rolle Vater Pierre Kompany (77) spielt.
Johann Berg Gudmundsson (33) dürfte heute noch von Vincent Kompany träumen. Derart heftig wurde der Isländer einst im Training des FC Burnley von seinem Trainer runterpaniert. Ganze 15 (!) Mal flucht Kompany lautstark in Richtung seines Spielers, nennt ihn unter anderem einen Jammerlappen.
Ähnliche Szenen sind aus dem Bayern-Training zwar bislang noch nicht überliefert, gleichwohl ist der ehemalige Weltklasse-Verteidiger auf dem Platz der Chef. «Er ist sehr laut, energisch, seine Ansprache ist deutlich», sagt Heiko Niedderer. Der begleitet den FC Bayern für die «Bild» fast täglich. Und er spricht von einem neuen, frischen Wind, der an der Säbener Strasse weht. Dass Kompany im Vergleich zu Vorgänger Thomas Tuchel auch als aktiver Fussballer eine grosse Nummer war, sei unter anderem ein Faktor: «Das schätzen die Spieler. Dass nach Tuchel und Nagelsmann einer auf dem Platz steht, der als Profi oberstes Regal war.»
Kompany strahle im Vergleich zu seinem Vorgänger Tuchel zudem eine «positive Energie» aus. Was natürlich auch daran liege, dass es aktuell grad flüssig laufe, so Niedderer. Sechs Spiele, sechs Siege, 29:5 Tore, der Start in die neue Saison ist geglückt. Nun wartet am Samstag mit Leverkusen aber zum ersten Mal ein echter Prüfstein auf den Belgier.
Und mit Xabi Alonso jener Trainer, den die Bayern im Sommer gerne nach München geholt hätten. Will Kompany nun beweisen, dass er die bessere Wahl für den Rekordmeister ist? «Nein, überhaupt nicht», antwortet der 38-Jährige. Seine Motivation sei, dass Leverkusen Meister ist. Und dass man zu Hause in der Allianz-Arena die Möglichkeit habe, den Fans etwas zurückzugeben.
Es ist eine typische Kompany-Antwort. Vorgänger Thomas Tuchel hätte sich wohl auf ein verbales Wortgefecht eingelassen und die Journalisten mit bösem Blick bestraft, der Belgier aber umschifft unangenehme Fragen souverän. «Er geht vielen Themen geschickt aus dem Weg, äussert sich beispielsweise selten über Spieler, die auf der Bank sitzen. Tuchel hat seine Profis öffentlich kritisiert, Kompany macht das nicht», sagt Niedderer.
Auch auf Transferdiskussionen lässt sich der Trainer nicht ein. Vorgänger Tuchel forderte mehrmals öffentlich Verstärkung, der neue Mann verweist auf Sportvorstand Max Eberl oder Sportdirektor Christoph Freund. Die sitzen an den Pressekonferenzen meist neben Kompany, um ihrem Trainer den Rücken zu stärken. Auch das ein Unterschied zur letzten Saison, als Tuchel oft alleine im Regen stand.
Dass dieser oft humorlos und dünnhäutig reagierte, ist überliefert. Kompany hingegen wirkt charmant, professionell. «Und er packt immer mal wieder eine Bundesliga-Anekdote von früher aus, als er noch beim Hamburger SV gespielt hat», sagt Niedderer. Seit damals beherrscht der Belgier die deutsche Sprache perfekt.
Geboren wird Kompany in Uccle, einem Vorort von Brüssel. Via Anderlecht und Hamburg landet der 1,90m-grosse Innenverteidiger bei ManCity, wo er in elf Jahren 360 Spiele absolviert und zwölf Titel gewinnt. Sein Vater Pierre Kompany flieht 1975 vor der Mobutu-Diktatur aus dem Kongo nach Belgien und wurde 2018 zum ersten schwarzen Bürgermeister in der Geschichte Belgiens gewählt.
Nebenbei berät er seinen Sohn. Auf die Frage, ob es ihn überrascht habe, dass Vincent Bayern-Trainer geworden sei, antwortete Pierre: «Es war eine Überraschung für die ganze Welt. Für mich aber nicht. Wenn man sich anschaut, welche Mannschaften bereits angeklopft haben. Letztes Jahr waren es Tottenham und Chelsea, jetzt hat Brighton Interesse gezeigt und Chelsea erneut. Aber wenn Bayern, ein Verein, der auf allen Ebenen so gut strukturiert ist, anklopft, sagt man nicht ab.»
Auch wenn man nicht erste Wahl gewesen ist.
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